Patienteninformationen
Krebserkrankungen des Kopf- und Halsbereichs
Ganzheitliche Therapiekonzepte aus einer Hand
In der Mund-Kiefer-Gesichtsregion können grundsätzlich alle Formen von Tumoren vorkommen. Gutartige genauso wie bösartige. Bei den bösartigen Tumoren handelt es sich in den meisten Fällen um Karzinome der Schleimhaut oder Haut, so genannte Plattenephitelkarzinome. Die Zahl bösartiger Tumoren im Bereich des Gesichts und der Mundhöhle ist in den vergangenen Jahren in Deutschland kontinuierlich angestiegen. Bei Tumoren der Gesichtshaut führen Experten dies unter anderem auf einen allzu sorglosen Umgang mit der Sonnenstrahlung zurück. Bei Schleimhauttumoren der Mundhöhle und des Rachens gelten dagegen Tabak und Alkohol als die Hauptrisikofaktoren.
Die Therapie von Tumorerkrankungen ist eine der Hauptaufgaben der MKG-Chirurgie geworden. Da die Aussicht auf eine Heilung vom Stadium der Erkrankung abhängt, sollte der Mund-Kiefer-Gesichtschirurg bereits beim geringsten Verdacht aufgesucht werden. Mithilfe von hochmodernen bildgebenden Verfahren und histologischen Gewebeuntersuchungen kann die Veränderung zuverlässig abgeklärt werden. Bestätigt sich der Verdacht auf einen bösartigen Tumor, erfahren Patienten ein stadiengerechtes Therapiekonzept, ggf. in Kooperation mit Onkologen und/oder Strahlentherapeuten. Von der operativen Behandlung über unterstützende Verfahren wie Strahlentherapie und Chemotherapie bis hin zur plastischen Wiederherstellung der Tumorregion werden alle medizinischen Möglichkeiten in Betracht gezogen und interdisziplinär abgestimmt. Einen besonderen Raum nimmt in der MKG-Chirurgie die plastisch-rekonstruktive Wiederherstellung der Gesichtsregion ein, die zusammen mit der operativen Entfernung des Tumors geplant wird. Durch die Fortentwicklung der rekonstruktiven Möglichkeiten ist eine Operation oft auch bei sehr großen Tumoren möglich, die früher aufgrund des dabei entstehenden Verlustes von Weichgewebe und Knochen als inoperabel galten.
Aufgrund schonender Operationstechniken und wesentlich gebesserter Wiederherstellungsverfahren wird eine angemessene postoperative Lebensqualität bis hin zur kaufunktionellen Rehabilitation beispielsweise durch Implantate erzielt. Ein freier Gewebetransfer unter Verwendung von mikrovaskularen Gefäßanschlüssen ermöglicht in der Regel einen weitgehenden Ausgleich operationsbedingter Knochen- und Weichteildefekte des Mund-Kiefer-Gesichtsbereichs. Neue Horizonte werden sich auch in den nächsten Jahren durch die Erzeugung fehlenden Gewebes auf der Basis von körpereigenen Zellen (Tissue Engineering) eröffnen.
Weitere Themen im Überblick
Wiederherstellung von Ästhetik und Funktion im Bereich der Mundhöhle und des Gesichtes
Bei einem Plattenepithelkarzinom ist nach wie vor die Operation die Therapie der ersten Wahl. Die chirurgische Behandlung und der Erhalt bzw. die Wiederherstellung funktionell bedeutsamer Strukturen stehen im Vordergrund. Dabei ist es das Ziel, den Tumor sowie die ableitenden Lymphbahnen vollständig zu entfernen. Durch die heutigen Möglichkeiten der Kombination mit adjuvanten Verfahren (Chemotherapie, Immuntherapie, Strahlenbehandlung) und der Wiederherstellungschirurgie ist eine Operation oft auch bei sehr großen Tumoren möglich, die früher aufgrund des dabei entstehenden Verlustes von Weichgewebe und Knochen als inoperabel galten.
Die plastische Wiederherstellungschirurgie zählt daher zu den wichtigsten und Gebieten der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie. Wo zum Beispiel nach Operationen, Verletzungen und Unfällen äußere oder innen liegende Defekte verbleiben, können das natürliche Aussehen und die natürliche Funktion der betroffenen Bereiche wiederhergestellt werden. Darauf ist der Mund-Kiefer-Gesichtschirurg spezialisiert. Je nach Defektsituation kann die Rekonstruktion durch lokale Gewebeverschiebung oder Gewebetransfer aus entfernten Körperarealen mit Hilfe mikrochirurgischer Operationstechniken erfolgen. Alle Gewebearten (Haut, Schleimhaut, Muskulatur, Knochen oder Nervengewebe) können mit Hilfe dieser Techniken ersetzt werden. In der Entwicklung solcher Verfahren zählt die Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie zu den führenden Fächern. Speziell bei der Rekonstruktion der Kiefer gilt die Transplantation von Knochen bereits als Standardverfahren zur kaufunktionellen Rehabilitation mit Implantaten und Prothesen.
Ergänzende Therapien (Strahlentherapie, Chemotherapie, Immuntherapie oder deren Kombination) können nach Lage, Größe oder speziellen Charakteristika der Zellen des Tumors indiziert sein. Insbesondere auch dann, wenn bereits Lymphknotenmetastasen vorliegen oder wenn der Tumor nur mit ungenügendem Sicherheitsabstand im gesunden Gewebe entfernt werden kann. In speziellen Fällen kann eine medikamentöse Therapie/Strahlentherapie vor der Operation (neoadjuvant) sinnvoll sein, mit dem Ziel, bereits vor der Operation Tumorzellen abzutöten oder zu schwächen. Das Standardkonzept besteht in primärer Chirurgie, gefolgt von postoperativer adjuvanter Radio-(chemo-)therapie, falls vom Tumorstadium her notwendig. Durch eine ergänzende Chemotherapie können auch Krebszellen zerstört werden, die sich bereits aus dem Tumor gelöst und an anderen Stellen des Körpers angesiedelt haben. Vor oder zusammen mit der Bestrahlung angewandt, können die Tumorzellen durch eine Chemotherapie geschwächt werden, so dass sie besser und schneller auf die Strahlentherapie reagieren.
Strahlen- und Chemotherapie werden auch systemisch – häufig als Kombinationsbehandlung eingesetzt. Hier arbeitet der MKG-Chirurg immer mit den Strahlentherapeuten und Onkologen zusammen.
In allen onkologischen Behandlungsfällen wird grundsätzlich ein interdisziplinärer Therapieansatz gewählt. In spezialisierten Expertengremien (sog. Tumorboards) werden alle histologischen, bildgebenden und patientenbezogenen Befunde gesammelt und ausgewertet. Aufgrund dieser Informationen wird für alle betroffenen Patient:innen ein maßgeschneidertes Behandlungskonzept entworfen. In derartigen Tumorboards kommen alle Spezialisten zusammen, die an der Behandlung von Kopf-Hals-Tumoren beteiligt sind: MKG-Chirurgen, Pathologen, HNO-Ärzte, Onkologen und Strahlentherapeuten. Je nach Tumorart können weitere Experten wie Augenärzte oder Dermatologen hinzugezogen werden.