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Entzündungen
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Entzündliche Läsionen der Kieferknochen, die in Zusammenhang mit der Einnahme spezieller Medikamente, die zur „Härtung“ des Knochens beitragen sollen, stehen seit mehreren Jahren im Fokus der Medien. Im Fachwort werden die gemeinten Wirkstoffe als Antiresorptiva bezeichnet, da sie die „Auflösung“ (Resorption) des Knochens verlangsamen bzw. ganz stoppen sollen. Heutzutage existieren im Wesentlichen zwei Gruppen der Antiresorptiva: die Bisphosphonate und der Antikörper Denosumab.
Die Medikamente werden bei „Knochenschwund“ im Alter (Osteoporose), bestimmten Krebserkrankungen, die „Absiedelungen“ (Metastasen) in den Knochen setzen und anderen selteneren Erkrankungen eingesetzte. Sie weisen grundsätzlich ein hohes Sicherheitsprofil auf. In seltenen Fällen kann es zu chronischen Entzündungen im Bereich der Kieferknochen kommen. Im schlimmsten Fall können Anteile des Kieferknochens absterben (Kiefernekrose).
Bisphosphonate
Bisphosphonate (BP) werden seit Jahren erfolgreich in der Therapie von Osteoporose und bei Tumorerkrankungen eingesetzt. Sie vermindern den Knochenabbau. BP werden chemisch an den Knochen gebunden, so dass die Verweildauer sehr lange (Monate bis Jahre) sein kann. Das Nebenwirkungsprofil wird seit Jahren als günstig beurteilt. 2003 erschienen die ersten Berichte von Kiefernekrosen (osteonecrosis of the jaw = ONJ) unter BP-Medikation. Je nach Dosis, Dauer der Therapie, Begleitmedikation und zugrunde liegender Erkrankung ändert sich die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten der sog. Medikamenten-assoziierten Kiefernekrosen.
Denosumab
Densoumab ist ein Antikörper, der bestimmte Botenstoffe, mit denen knochenaufbauende und knochenabbauende Zellen kommunizieren, blockiert. Die Wirkung entspricht der der Bisphosphonate, jedoch auf anderem Wege. Das Nebenwirkungsprofil ist ebenfalls sehr ähnlich.
Kofaktoren und individuelles Risikoprofil
Wie bereits erwähnt ist die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer Kiefernekrose nicht immer gleich. Die Mundhöhle stellt ein besonderes Umfeld dar, in der die Keimbelastung selbst bei völlig gesunden Menschen naturgemäß sehr hoch ist. Somit können nach operativen Eingriffen oder Verletzungen Keime besonders leicht an den Knochen gelangen und bei verminderter Abwehrsituation – wie durch Antiresorptiva vermittelt – eine Entzündung und ggf. sogar eine Kiefernekrose auslösen.
Diagnostik
Der freiliegende Kieferknochen ohne Heilungstendenz stellt das Leitsymptom dar. Deshalb ist die Untersuchung der Mundhöhle ein essentieller Bestandteil in der Diagnostik dieses Krankheitsbilds. Das Röntgenbild kann für den MKG-Chirurgen wichtig werden, um nach einer Zahnentfernung die knöcherne Durchbauung zu kontrollieren oder um die Ausdehnung einer bestehenden Kiefernekrose zu bestimmen.
Behandlungsempfehlungen
Das Betreuungskonzept umfasst die Prophylaxe vor und die Prävention/ Früherkennung während/ nach einer BP-Therapie sowie die Behandlung der manifesten Nekrose.
Prophylaxe vor Bisphosphonat-Medikation
Vor einer BP-Therapie sollten durch einen geeigneten Zahnarzt/MKG-Chirurgen Entzündungsprozesse identifiziert und saniert werden. Auch eine Verbesserung der Mundhygiene senkt das Risiko nachhaltig. Der Umfang der Sanierung und die Intensität der dauernden Betreuung sind abhängig von dem individuellen Risikoprofil. Deshalb ist ein guter Informationsfluss zwischen BP-Verordnenden und Zahnärzten sehr wichtig. Hilfreich ist ein „Laufzettel“, der im Internet zur Verfügung steht: www.onkosupport.de/laufzettel
Prävention und Früherkennung von Medikamenten-assoziierten Kiefernekrosen
Patienten unter Therapie mit Antiresorptiva sollten sich regelmäßig bei ihrem Hauszahnarzt vorstellen. Bei Beschwerden (Prothesen-Druckstellen, Zahnlockerung u.a.) sollte der Hauszahnarzt zeitnah aufgesucht werden. Hier können dann geeignete Behandlungsschritte eingeleitet werden. Diese sollten unter spezifischen Sicherheitsvorkehrungen erfolgen. Gegebenenfalls wird für operative Maßnahmen zu einem Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen überwiesen.
Therapie von Medikamenten-assoziierten Kiefernekrosen
Sollte es doch einmal zu einer Kiefernekrose gekommen sein, dann ist die Behandlung in den meisten Fällen sehr gut möglich. Zentralen Stellenwert nimmt hier die Chirurgie ein. Der MKG-Chirurg kann schonend und gezielt betroffene Knochenareale identifizieren und entfernen. Sehr wichtig für den Heilverlauf ist eine sichere Wundnaht, oft unter Nutzung von Weichgewebe aus der Nachbarschaft. Nicht selten wird der Eingriff unter Vollnarkose vorgenommen.