Moderne MKG-Chirurgie – Roboter-assistierte, interdisziplinäre OP lässt Patienten mit gestautem Lymphwasser wieder Luft holen

Experten der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie e.V. (DGMKG) berichten über innovatives Verfahren.

Kiel Veränderungen an der Mundschleimhaut, Schwellungen im Mund und Schluckbeschwerden – diese Symptome können auf Kopf-Hals-Tumoren hinweisen. Die erste Methode der Wahl ist dann in der Regel die operative Entfernung der Tumoren und der Lymphknoten. Letztere senkt auch das Risiko für neue Metastasen. Eine mögliche Folge ist jedoch, dass eine Barriere für Gewebswasser, sogenannte Lymphflüssigkeit, auftritt. Dies kann zu starken, andauernden Schwellungen im Mund- und Halsbereich führen. Im schlimmsten Fall staut sich dadurch so viel Lymphflüssigkeit an, dass ein Luftröhrenschnitt erforderlich ist, damit der Patient daran nicht erstickt. Doch nun ermöglicht die roboterassistierte Mikrochirurgie eine neue Operationsmethode, die den Abfluss der Lymphflüssigkeit deutlich verbessert. Sie wurde nun interdisziplinär von den Abteilungen für Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie und Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) Campus Kiel erstmalig erfolgreich in Deutschland durchgeführt.

„Das Lymphsystem verrichtet normalerweise sehr unauffällig seine für uns wichtigen Funktionen. Es ist neben den Blutgefäßen tätig, ergänzt sie und sorgt für einen Austausch von Abwehrzellen, Nähr- und Abraumstoffen im Körper sowie für die Zirkulation von Wasser im Gewebe“, sagt Professor Dr. Dr. Jörg Wiltfang, Präsident der DGMKG und DGZMK, Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie am Campus Kiel des UKSH.  Personen, bei denen der Abfluss dieses Gewebswassers aufgestaut wird, bekommen infolgedessen beispielsweise „dicke Beine“ sowie geschwollene und überwässerte Extremitäten. „Bei Tumorerkrankungen, wie Brustkrebs oder Unterleibskrebs oder bei Tumorerkrankungen im Mund-, Kopf- Halsbereich, sind diese Störungen auch auf die Behandlung zurückzuführen. Bei Patienten, die an Tumoren im Kopf- und Halsbereich operiert wurden, können infolge des Eingriffs der Kehlkopf und die Luftröhre so stark zuschwellen, dass bisher lediglich ein Luftröhrenschnitt als einzige Option blieb, um eine Erstickung an der Lymphflüssigkeit zu verhindern“, betont Wiltfang.

Um hier eine bessere Behandlungsoption zu finden, wurde zusammen mit internationalen Experten, wie Wei F. Chen (Cleveland Clinic, Center for Lymphedema Research and Reconstruction, Cleveland, Ohio) und Joon Pio Hong (Abteilung für Plastische Chirurgie, Asan Medical Center, University ofUlsan, Seoul, Korea), nach Lösungsoptionen gesucht. Techniken der lymphatischen Chirurgie, die im Bereich der Extremitäten international gut etabliert ist, wurden auf den Kopf-Halsbereich abgestimmt. „Ein entscheidender Pluspunkt war für uns die Verfügbarkeit eines in der MKG-Chirurgie bislang wenig verbreiteten Mikrochirurgieroboters“, so Dr. Dr. Henning Wieker, Leitender Oberarzt der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie am UKSH. Zusammen mit Professor Dr. Martin Laudien, Oberarzt an der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie des UKSH, wurde der Eingriff durchgeführt.

Der Patient litt infolge einer Tumoroperation im Mund-, Kopf- Halsbereich an sehr starken Schwellungen, die im letzten Herbst so stark waren, dass er akut daran zu ersticken drohte. „Bei dem neuen operativen Eingriff wurden unter Einsatz des roboterassistierten Systems Symani der Firma MMI über einen kleinen Schnitt vor dem Ohr, kleine Venen aufgesucht und an das gestaute Lymphsystem angeschlossen“, erläutert Wieker. „So wurde ein zusätzlicher, direkter Abfluss von gestautem Lymphsekret aus dem Gesichts- und Halsbereich unter Nutzung der Blutbahn ermöglicht. Dadurch konnte die gestaute Lymphflüssigkeit abfließen.“ Da diese Gefäße oft noch deutlich kleiner als einen Millimeter sind, bringt der Einsatz des auf Mikrochirurgie spezialisierten OP-Roboters den entscheidenden Vorteil. Der Patient Jens-Dieter Sandvoss berichtet: „Ich spürte schon am Tag nach der Operation sehr positive Auswirkungen wie einen Rückgang der Spannung in der Gesichtshaut und des Druckgefühls“. Auch die Kaufunktion und das Schlucken haben sich nach dem Eingriff schrittweise wieder verbessert.

„Um weiteren Patient*innen mit dieser Erkrankung helfen zu können, gibt es aktuelle Bestrebungen dieses Verfahren zusammen mit anderen MKG- und HNO-Abteilungen in Deutschland weiterzuentwickeln“, betont Wiltfang abschließend. Neben dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel ist die Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie an der RWTH Aachen der einzige Standort, an dem der innovative Mikrochirurgieroboter bisher verfügbar ist und in der MKG-Chirurgie zum Einsatz kommen kann. Nach Ansicht der DGMKG sollten zukünftig deutlich mehr MKG-Kliniken in Deutschland diese innovative Technik zum Einsatz bringen können.

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Die Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie e.V. (DGMKG)

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